KAFKA SITZT VOR DEM SPIEGEL

sonntag 2. juni 2019, 12:27

ISTANTANEE SCHNAPPSCHÜSSE

Danke, dass Du – unsichtbar – meiner Emotionentour die Bahn geebnet hast

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Als ich heute Morgen ausging, um ein Paar Laufschuhe zu kaufen, döste die lange Einkaufsstraße noch.
Ich ging ins alte Café Kafka und konnte frei auswählen, wo ich mich niederließ.
Ich entschied mich für das Ecktischchen neben der glotzäugigen Spiegelwand.
Plötzlich füllte sich das Lokal.
Obsessionen und Delirien mischten sich mit den schrillen und wortreichen Stimmen der vorbeiziehenden Raben.
Endlose Gespräche, bei denen ich keine Möglichkeit hatte, einzuschreiten.
Antworten? Keine.
Lösungen? Keine.
Die einzige Gewissheit war die Verhöhnung der Raben im Wechsel mit den endlosen Reden im Lokal.
Der tätowierte und mit Ketten behängte Mann wartete ungeduldig darauf, dass die Taube die
Dusche unter dem Hydranten am U-Bahn-Eingang beendete, um seinen Hund trinken zu lassen.
am fenster zeigte eine Frau dreist ihre üppige brust und die schnecke ihres geschlechtes, welche die drei welten hervorgebracht hatte, in denen Sie schutz und trost vor der quietschenden ehe fand, die sie fünfzig jahre zuvor geschlossen hatte

In Wien tat ich nichts anderes, als die Leichen meiner Vergangenheit wiederzubeleben, um sie in das Bett meiner Gegenwart stopfen zu können.

Durcheinandergebrachte Gedanken von Trauer&Liebe, die ich chronologisch zu sortieren versuchte.
Als ich aufstand, schaute ich in den Spiegel an der Wand.
Die glänzenden und polierten Fliesen, die ihn umrahmten
– achtzehn, um genau zu sein –
entfernten wie von Zauberhand die Patina der Verwirrung, mit der ich mich vor kurzem hingesetzt hatte.

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